Zusammenfassung
Als maximal tolerierbares Risiko für den Menschen wurde eine Zunahme der spontanen
Mutationshäufigkeit durch strahlen- und chemoinduzierte Mutationen von 25% angenommen.
Ausgehend von einer linearen Dosis-Effekt-Beziehung und den experimentell ermittelten
Mutationsraten nach Bestrahlung der Spermatogonien von Mäusen, wurde aufgrund folgender
Annahmen das strahlengenetische Risiko geschätzt:
Die Verdoppelungsdosis für spezifische Lokusmutationen der Maus ist repräsentativ
für rezessive Erbanlagen.
Die Mutationshäufigkeit ist abhängig von der Dosisleistung und der Fraktionierung
der Bestrahlung.
Der Extrapolationsfaktor für die Übertragung der Säugetierergebnisse auf den Menschen
beträgt etwa 1,2.
Die Ergebnisse der spezifischen Lokusversuche sind repräsentativ für alle untersuchten
Mutationstypen der Maus.
Beide Geschlechter sind gleich empfindlich.
Bei einer zivilisatorischen Strahlenbelastung von etwa 75 mrem im Jahr würde sich
in einer Generation nach den genannten Prämissen die spontane Mutationsrate des Menschen
um < 9% erhöhen.
Die Gefährdung durch chemische Mutagene darf die Größenordnung der zivilisatorischen
Strahlenbelastung nicht überschreiten. Mit den gleichen Methoden, die zur Erfassung
des strahlengenetischen Risikos eingesetzt wurden, kann auch das chemogenetische Risiko
für die Bevölkerung geschätzt werden. Obwohl die Größenordnung der Belastbarkeit der
Bevölkerung mit chemischen Mutagenen durch das tolerierbare Risiko und die Strahlenbelastung
determiniert wird, ist das Ausmaß der chemogenetischen Belastung unbekannt. Es kann
nur ermittelt werden, wenn der Gesetzgeber für Arzneimittel, Nahrungsmittelzusätze,
Biozide und technische Umweltchemikalien Mutagenitätsprüfungen vorschreibt. Für essentielle
Chemomutagene muß eine Risikoanalyse durchgeführt werden. Die chemogenetische Belastung
durch alle zugelassenen Mutagene darf die spontane Mutationsrate in einer Generation
maximal um etwa 10% erhöhen. Nur wenn es gelingt, Normen für den kontrollierten Gebrauch
von chemischen Mutagenen, entsprechend den Strahlenschutzvorschriften, zu entwickeln,
können die menschlichen Erbanlagen vor irreparablen Schäden bewahrt werden.
Summary
The maximal tolerable risk for mankind due to radiation and chemically induced mutations
has been accepted as an increased mutation rate of 25%. A linear dose-effect relationship
has been assumed and from the experimentally obtained mutation rate due to irradiation
of mouse spermatogonia, the following risk factors were obtained:
The doubling dose for specific locus in the mouse is representative of recessive conditions.
The mutation rate depends on dose rate and fractionation of the irradiation.
The extrapolation factor for using these mammalial results in man is about 1.2.
The results of specific locus investigations are representative of all the mutation-types
in a mouse that have been investigated
Both sexes are similarly affected.
On the above premises, a radiation dose of approximately 75 mrem per annum would increase
the spontaneous mutation rate in man by about 9% per generation. The risk due to chemical
mutagens should not exceed that due to radiation. Methods similar to those used for
radiation risks are able to estimate the chemical risk to the population. The tolerable
risk to the population from chemical mutagens depends partly on the radiation burden,
but the extent of the chemical burden is unknown. This can only be estimated if the
law provides for measurements of mutagenicity for drugs, food additives, biocydal
agents and industrial chemicals. A risk analysis should be carried out for those chemo-mutagens
which are essential. The chemical burden of all permitted mutagens should not exceed
the spontaneous mutation rate by 10% per generation at the most. The human hereditory
stock can be protected from irreparable damage only if one succeeds in establishing
norms for the controlled use of chemical mutagens similar to the regulations which
already exist for radiation protection.